Der Welpe


In der Ruhe liegt die Kraft!

Der Welpe zieht ein und die Freunde ist groß.
Welpenratgeber wurden verschlungen, Rütters "die Welpen kommen" geschaut, alle online Portale auf das Suchwort "Welpentraining" durchforstet. 

Doch was braucht ein Welpe wirklich, um sich zu einem fröhlichen, angenehmen und in sich ruhenden Begleiter zu entwickeln? 

Ein Welpe brauch keine Dauerbespaßung, sondern vor allem eines: RUHE.

* * *

Der nachfolgenden Text ist von Manuela und Dirk Schäfer,
doch ich hätte ihn nicht besser schreiben können. 
Mit freundlicher Genehmigung von Manuela und Dirk Schäfer durfte ich diesen Text hier veröffentlichen. Vielen Dank! Wer mehr tolle Beiträge über Hunde lesen möchte, findet sie unter "Dirk U. Manuela Schäfer" auf Facebook oder Instagram.



 Hunde brauchen nicht mehr Action. Sie brauchen mehr Verständnis.


Man sieht sie überall: junge Hunde, gerade mal ein paar Wochen alt, die durch Welpengruppen toben, durch die Stadt geschleppt werden, schon Grundkommandos „lernen müssen“, Spielzeuge im Überfluss haben und mit Bällen, Reizen und Dauerauslastung regelrecht bombardiert werden.


Die gute Absicht dahinter ist meist dieselbe:

  „Der Hund soll viel lernen“

  „Er muss sich sozialisieren“

  „Er soll sich austoben, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt“


Was viele vergessen – oder schlicht nicht wissen:

Ein Welpe braucht in den ersten Lebensmonaten vor allem eines – und das ist Ruhe.


* * *


1. Der Körper wächst – und das kostet Kraft


Ein Welpe befindet sich in einer sensiblen Phase intensiven körperlichen Wachstums:

  Knochen wachsen

  Gelenke reifen

  Muskeln, Sehnen, Nervenstrukturen und Gehirn entwickeln sich


In dieser Zeit zu viel zu fordern – körperlich wie mental – kann dauerhafte Schäden hinterlassen.


Zu frühes Treppensteigen, Radlaufen, Springen, wildes Toben auf hartem Untergrund oder exzessive Spaziergänge wirken sich negativ auf die Gelenkentwicklung aus.

Rassen mit starker Knochenmasse – wie Rottweiler, Schäferhunde, Dobermänner oder auch Staffords – sind davon besonders betroffen. Ihr Skelett ist erst nach dem 12.–18. Lebensmonat vollständig verknöchert und belastbar.

2. Auch das Gehirn braucht Pausen


Wachstum findet nicht nur im Körper, sondern auch im Kopf statt.


Welpen sind permanent damit beschäftigt, die Welt zu verarbeiten:

– neue Geräusche

– neue Gerüche

– Menschen, Tiere, Orte

– erste Konflikte, erste Frustrationen

– Lerneffekte, Eindrücke, Reize


Ein Welpe ist kein kleiner  Erwachsener.

Er kann nur eine begrenzte Menge an Reizen pro Tag verarbeiten.


Fehlt die Ruhe, kommt es zu:

  Reizüberflutung

  Übersprungverhalten

  Unruhe

  Konzentrationsschwäche

  Stress


Überdrehtheit (oft fälschlich als „zu wenig ausgelastet“ interpretiert!)

Er braucht Schlaf – viel Schlaf.

3. Totgespielt und tottrainiert – der moderne Fehler


Wir sehen immer häufiger junge Hunde, die regelrecht „abgearbeitet“ werden: – Täglich Spieltreffen

– Welpenschule mit Daueraction

– Intelligenzspiele

– Clickertraining

– Reizangel

– Spaziergänge, Stadttraining, Geräuschgewöhnung...


All das mag gut gemeint sein, ist aber in dieser Intensität nicht gut gemacht.

Es geht nicht um mehr, sondern um gezielt und dosiert.

Es geht nicht um Beschäftigung, sondern um Entwicklung.

4. Bindung entsteht nicht durch Action – sondern durch Nähe


Viele Halter glauben, sie müssten den Hund „beschäftigen“, um eine enge Bindung aufzubauen.


Doch die Wahrheit ist:

Bindung entsteht in der Ruhe. In der Alltagsbegleitung.  In Nähe, Wärme, Orientierung.


- Ein Welpe, der neben dir schläft, wenn du kochst.

- Der dir durch den Garten folgt.

- Der im Körbchen zur Ruhe kommt, während du telefonierst.

- Der einfach nur dabei sein darf, ohne dass etwas passiert.


Das sind die Momente, die Vertrauen schaffen.

Nicht das 17. Apportierspiel.

5. Was du deinem Welpen wirklich schenken solltest:


  - Einen klar strukturierten Alltag mit festen Ruhezeiten

  - Einen geschützten Schlafplatz – ohne Kinder, Lärm, Reize

   - Zeit mit dir – ohne Action

  - Gezielte, sehr kurze Trainingseinheiten (2–5 Minuten!)

  - Sehr dosierte Reize – Qualität vor Quantität

  - Kein Druck – niemals

  - Das Wissen, dass er Fehler machen darf

  - Und vor allem: Geduld. Viel Geduld.

6. Was du als Halter tun kannst:


  - Informiere dich über die Entwicklungsphasen von Hunden

  - Suche eine Welpenschule, die auf Qualität statt Lautstärke setzt

  - Achte auf Trainer, die Pausen einbauen, Reize dosieren und Ruhe fördern

  - Erkenne den Unterschied zwischen echter Auslastung und Reizüberflutung

  - Steh zu deinem Bauchgefühl – wenn etwas sich „zu viel“ anfühlt, ist es das meistens auch



Fazit:


Ein Welpe ist wie ein roher Diamant.


Du kannst ihn nicht durch Schleifen schneller zum Glänzen bringen.

Im Gegenteil: Wer zu früh zu viel will, zerstört das, was eigentlich wachsen sollte – langsam, sicher und mit Liebe.


Ein Hund, der Ruhe gelernt hat, wird ein stabiler, entspannter Erwachsener.

Ein Hund, der früh „funktionieren“ musste, wird schnell nervös, überdreht – oder bricht innerlich zusammen.


Nicht jeder Fehler passiert aus Ignoranz. Viele entstehen aus gutem Willen.

Aber Wissen schützt – vor Schaden, vor Stress, vor langfristigem Leid.


  Hunde brauchen nicht mehr Action. Sie brauchen mehr Verständnis.



© Text: Dirk & Manuela Schäfer

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